Heute möchte ich über Mehrsprachigkeit in unserer Familie erzählen. Es gibt viele Familien, für die mehr als eine Sprache relevant sind und wenn Kinder mehrsprachig aufwachsen, ist das nicht immer einfach, aber auf jeden Fall bereichernd und spannend!
Unsere Tochter ist jetzt zwei Jahre alt. Mein mexikanischer Ehemann und ich sprechen jeweils in unserer Muttersprache mit ihr – ich also Deutsch und er Spanisch. Diese Methode heißt OPOL – One Parent One Language – und macht bei uns absolut Sinn. Unsere Tochter versteht uns in beiden Sprachen wunderbar und antwortet immer in einem fröhlichem Mix aus Spanisch und Deutsch. Bestimmte Wörter sagt sie nur auf Spanisch, andere nur auf Deutsch und einige auch in beiden Sprachen. Sie nimmt generell die Option, die kürzer oder einfacher ist. So sagt sie zum Beispiel “Ball” und nicht “pelota”, “agua” statt “Wasser” oder “malen” statt “dibujar”. Oft kann sie aber die Vokabel auch in beiden Sprachen und verwendet sie je nachdem, worauf sie Lust hat, zum Beispiel sagt sie gleichermaßen “rot” und “rojo”. Langsam entwickelt sie ein Gefühl dafür, dass Mama die eine und Papa die andere Sprache spricht und sagt zum Beispiel zu ihrem Papa “Papi, mira!” und zu mir “Mami, guck an!”. Das beginnt aber gerade erst. Insgesamt versteht sie noch nicht, dass sie zwei verschiedene Sprachen spricht und dass andere eine der beiden Sprachen mitunter nicht verstehen. So sagt sie zum Beispiel hier in Guatemala oft zu spanischsprechenden Nachbarn oder Freunden deutsche Vokabeln und dann erklären wir Eltern, was sie meint. Das Verständnis dafür, dass es sich um zwei voneinander getrennte Sprachen handelt, entwickeln (mehrsprachige) Kinder erst zwischen zwei und vier Jahren.
Bei uns in der Familie sind Deutsch und Spanisch also ständig präsent und in Benutzung. Mein Ehemann und ich sprechen untereinander Spanisch, aber er kann auch sehr gut Deutsch. Das macht die ganze Sache deutlich einfacher, denn so fühlt sich niemand ausgeschlossen, wenn eine Sprache gesprochen wird. Auch wenn wir in der Öffentlichkeit sind, sprechen wir weiterhin zwei Sprachen. Wenn wir zu dritt unterwegs sind, sind unsere Konversationen gemischt Deutsch-Spanisch, wenn ich alleine mit der Kleinen draußen bin sprechen wir aber nur Deutsch. Da gibt es hier in Guatemala viele Menschen, die verwundert oder interessiert gucken, wenn sie uns Deutsch sprechen hören. Viele denken erstmal, wir sprechen Englisch und fragen mich dann in gebrochenem Englisch etwas. Dann antworte ich meist auf Spanisch um zu signalisieren, dass wir auch Spanisch sprechen, was die meisten erstmal überrascht. Am Anfang war mir das nicht klar, aber ich habe hier in Guatemala gelernt, sprachlich den ersten Schritt zu gehen: Wenn wir zum Beispiel auf einem Spielplatz sind und ein anderes Eltern-Kind-Paar auch dort spielt oder sich nähert, sage ich oft einen Satz auf Spanisch zu ihnen. So zeige ich, dass wir auch Spanisch sprechen und öffne die Tür für ein Gespräch oder ein Spiel. Mache ich das nicht, werden wir nur angeschaut, aber nicht angesprochen.
Im Beisein von anderen Menschen habe ich in den letzten Monaten auch gelernt, konsequent zu sein: Ich spreche konsequent Deutsch mit unserer Tochter und das ist total wichtig! Man kann sich schnell verleiten lassen, im Beisein von spanischsprechenden Freunden zum Beispiel Spanisch zu sprechen. Ich dachte: “Nicht, dass die das sonst unhöflich oder komisch finden, wenn ich deutsch rede…”. Nein, komisch oder unhöflich fand das bisher niemand, alle finden es gut, interessant, und irgendwie besonders. Natürlich gibt es mal einen Satz, den ich auf Spanisch sage, damit ihn zum Beispiel alle anwesenden Kinder verstehen und nicht nur meine Tochter. Aber das ist die Ausnahme und muss für mich auch die Ausnahme bleiben. Ansonsten ist es schwierig, die Grenze zu ziehen, denn Spanisch ist überall um uns herum und schnell würde ich dann nur noch Spanisch mit der Kleinen sprechen.
Englisch spielt bei uns in der Familie bisher keine Rolle. Auch wenn wir Eltern beide Englisch sprechen, ist es uns im Moment nicht wichtig, das an unser Kind weiterzugeben. Nicht so wichtig, wie Spanisch und Deutsch zumindest. Englisch kann man auch in der Schule lernen, finden wir. Ich erzähle das, weil uns hier in Guatemala viele Menschen fragen, was denn mit Englisch sei, warum die Kleine das (noch) nicht lerne oder wann sie es denn lernen würde. Wenn hier Familien zweisprachig sind, dann bedeutet das eben meist, dass die Familiensprachen Spanisch und Englisch sind, da hier viele US-Amerikaner leben und sehr viele Guatemalteken auch in die USA auswandern oder ausgewandert sind. Oft haben wir in unserer Wohnanlage Familien, die eine oder zwei Wochen Urlaub machen. Am Pool kommt man ins Gespräch. Immer wieder sind Menschen aus Guatemala dabei, die mit ihren Partnern/innen und Kindern in den USA leben und nun die guatemaltekische Verwandtschaft besuchen. Oft ist es dann so, dass sich die Kinder nicht mit ihren guatemaltekischen Großeltern verständigen können, weil die Kinder kein Spanisch und die Großeltern kein Englisch können. Das finde ich total schade und ist für mich ein klares Beispiel dafür, was ich nicht möchte für meine Familie. Ich möchte, dass unserer Tochter einmal sprachlich und kulturell alle Türen offen stehen – durch welche Tür sie dann geht, ist ihre Entscheidung.
Gibt es bei euch auch mehrere Sprachen in der Familie? Welche sind das und wie geht das bei euch? Erzählt mal! 🙂