Letzte Woche hatte ich das Glück, endlich eine Reise in den Norden Mexikos zu unternehmen, die Gus und ich schon lange vorhatten: Im Bundesstaat Chihuahua gibt es ein System von Canyons, was viermal so groß ist wie der Grand Canyon in den USA: die Barrancas del Cobre, die Kupferschlucht. In dieser Sierra die dünn besiedelt, von sagenumwogenen Tarahumaraindianern bewohnt wird und als das wohl größte Drogengebiet Mexikos gilt, verbrachten Gus und ich gemeinsam mit zwei guten Freunden eine wunderbare Woche.
Ich weiß, bei den Worten “Drogenanbaugebiet” und “Mexikos Norden” schellen bei Vielen die Alarmschellen. Tatsächlich fühlten wir uns jedoch nie unsicher auf dieser Reise. Die Orte, die wir besuchten sind zwar winzig und abgelegen, aber trotzdem touristisch. Und die Drogenbarone in diesem Teil des Landes bedeuten absolut keine Bedrohung für die Bevölkerung, sie sind sogar oft hilfreich, denn sie sorgen sich um Ordnung, wo die Polizei nichts tut und helfen der Bevölkerung zum Beispiel wenn jemand aus einem abgelegenen Ort in ein Krankenhaus gebracht werden muss. Also an alle besorgten Mütter (meine eingeschlossen): Kein Grund zur Sorge 😉
Bei der Vorbereitung dieser Reise, die meine Aufgabe war, fiel mir zuerst auf, wie wenig Information und vor allem wie viel sich widersprechende Informationen man im Internet zu dieser Gegend findet. Die Wegzeiten zwischen zwei Orten variieren stark, die Orte sind winzig und viele Hotels haben kein oder kaum Internet und daher ist es nicht so leicht an Informationen heranzukommen. Wir machten die Reise durch die Barrancas ganz “klassisch” mit dem Zug El Chepe, der durch die gesamte Sierra führt, von der Stadt Chihuahua bis nach Los Mochis am Pazifik.
Die Zugreise war sehr angenehm und streckenweise landschaftlich bildschön. Trotzdem muss ich ehrlich sagen, dass man auch in den Orten, wo der Zug hält, aussteigen muss um die Schönheit der Kupferschlucht kennenzulernen. Wir fuhren am ersten Tag von Chihuahua nach Creel. Creel ist wohl der größte Ort in der Sierra Tarahumara und auf jeden Fall der mit der meisten touristischen Infrastruktur. Trotzdem ist der Ort recht klein und man hat ihn schnell zu Fuß komplett abgelaufen. In Creel gibt es viele Sachen außerhalb des Ortes zu sehen, welche wir dann am Nachmittag auch gleich alle besuchten. Unsere Highlights dieses Tages an dem wir insgesamt glaube ich 10 Orte sahen, waren der Wasserfall Cusárare und das Tal der Mönche:
Während unserer ganzen Reise lernten wir die Tarahumaraindianer kennen (eigentlich: Raramuri), die oft ganz einfach in Höhlen leben, ohne Strom oder fließendem Wasser. Sie leben größtenteils autonom und bauen Gemüse etc. selber an, verdienen nur etwas Geld mit dem Verkauf ihrer wunderschönen Handarbeiten. Der Arbeitsaufwand, der dahintersteckt, ein Körbchen aus Kiefernadeln zu flechten, steht in keinerlei Verhältnis zu dem Spottpreis, den sie für diese Arbeit verlangen.
Unsere nächste Station war am Tag darauf Divisadero beziehungsweise Posada Barrancas, wo wir zwei Nächte blieben und die Kupferschlucht so kennenlernten, wie man sie überall auf Bildern sieht:
Hier kann ich jedem nur wärmstens den Parque de Aventuras Barrancas del Cobre empfehlen, wo es Aktivitäten gibt wie Klettern, Seilrutsche und Seilbahn und all das vor dem wunderbaren Panorama der Kupferschlucht. Ihr könnt euch vorstellen, was für einen tollen Tag wir hatten 😉
An der nächsten Haltestelle, die nur ca. 2 h von Divisadero entfernt ist, zeigten sich uns die Barrancas dann in Cerocahui und Urique nochmal von einer ganz anderen Seite, viel grüner als zuvor:
Wir fuhren bis hinunter in den Canyon ins Dorf Urique und wurden dort von tropischem Klima überrascht. Während uns oben an der Schlucht einstellige Temperaturen zu schaffen machten, wuchsen hier unten Mango- und Papayabäume und es waren auf einmal über 30 Grad! Diese verschiedenen Gesichter der Kupferschlucht ist das, was mich am meisten erstaunt hat, denn ich hatte zuvor nur das Bild der Landschaft im Kopf, wie sie im Parque de Aventuras ist. Tatsächlich sind die Barrancas aber sehr vielseitig, und ich kann eine Reise in diese faszinierende Gegend wirklich jedem empfehlen!